Haus S | Einfamilienhaus

Haus S verfügt über ca. 300 m² Wohnfläche und ca. 85 m² Nutzfläche.

Der Neubau hat inkl. Außenanlagen und Einbauschränke ca. 12 Monate in Anspruch genommen.

Neben der Architektur haben wir auch die Innenarchitektur inkl. Einbauschränke, Lichtplanung und die Planung der Außenanlagen übernommen.

Fertigstellung | Sommer 2013

Haus S ist als Zweifamilienhaus konzipiert, kann aber alternativ als Einfamilienhaus genutzt werden.

Im Obergeschoss befinden sich drei Zimmer, ein Bad und eine Küche mit Hauswirtschaftsraum. Im Erdgeschoss sind ein Schlafzimmer mit Ankleide, ein großes Bad mit Sauna, eine Lounge, das offene Esszimmer mit offener Küche und das Wohnzimmer untergebracht.

Erläuterung

Ein Ehepaar, drei fast erwachsene Kinder, was liegt da näher als ein Gebäude das bereits heute den Weg für das (glücklicherweise) immer länger werdende Leben im Alter ebnet. Aber was bedeutet das Leben im Alter? Wir meinen damit in der Regel das Leben ohne heranwachsende Kinder im Haus. Das Leben wenn wir womöglich gebrechlich, vielleicht sogar in unserer Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeit behindert sind. Wir blicken heute weiter und kritischer in unsere persönliche Zukunft. Wir wissen, dass wir womöglich noch lange leben, obwohl unser Körper diverse Funktionen nur noch eingeschränkt, vielleicht sogar überhaupt nicht mehr zur Verfügung stellt. Dieses Szenario droht uns allen, jeden Tag, unabhängig vom Alter, ob durch einen Unfall oder durch eine Krankheit. Insoweit könnte man das mit dem Argument abtun, dass man sich nicht auf alle möglichen Situationen im Leben vorbereiten kann. Dennoch gibt es ein gewisses, nicht mit Gewissheit zu definierendes Alter, in dem es fahrlässig wäre zu ignorieren, dass ein solches Szenario mittelfristig möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich wäre. Jeder muss für sich selber, auf seine persönliche Lebenssituation bezogen, bestimmen wann er dieses Alter erreicht hat. Erwarten Sie nicht, dass Ihnen ein Architekt näher bringt oder „verkündet“, dass Sie das Alter erreicht haben. Auch mit 90 Jahren kann ein Haus mit 5 Ebenen und 6 Kinderzimmern genau das Richtige für Sie sein, Sie alleine wissen, was ihre Bedürfnisse sind. Das Ehepaar Schmitz kam mit der Überzeugung zu uns, dass Sie in einem Alter sind, in dem Sie das bei der weiteren Lebensplanung berücksichtigen wollten. Da der Bau eines neuen Hauses immer die mittel- bzw. langfristige Lebensplanung abbildet, war die Aufgabenstellung dahingehend anscheinend klar.

Wir werden heute älter als noch die Menschen vor einigen Jahrzehnten. In Zukunft sehen die Prognosen so aus, als ob die Lebenserwartung weiter steigt.

In den letzten 50 Jahren ist die weltweite durchschnittliche Lebenserwartung von ungefähr 50 auf fast 70 Jahre angestiegen. In Deutschland immerhin im gleichen Zeitraum von knapp unter 70 auf ungefähr 80 Jahre. Die hohe bzw. höhere Lebenserwartung ist also eine globale Aufgabenstellung, unter anderem für Architekten. Aber was bedeutet das konkret für die Bauaufgabe? Es gibt keine Vorbilder, keine fundierten Erfahrungswerte aus der Geschichte auf die man zurückgreifen könnte. Genauso wie das Auto oder die Industrialisierung bringt die höhere Lebenserwartung der Menschen Anforderungen mit sich, die wir heute noch nicht genau kennen, weil die Menschen früher einfach nicht so alt wurden. Es gab also keinen Bedarf an Immobilien die das Leben im Bezug auf Anforderungen erleichtern, die ein fortgeschrittenes Alter mit sich bringen. Man sollte daher realisieren, dass unter anderem auf die Architektur bezogen, es sich um eine Aufgabenstellung handelt, die relativ neu für die Architekten und Bauherren ist.

In der Regel bündelt man heute die Anforderungen an das Wohnen „im Alter“ vor allem in dem Anspruch, dass die Wohnung oder das Haus schwellenfrei sein soll.

Aus unserer Sicht ist das zu kurz bzw. zu einfach gedacht. Das Wohnen im Alter bedeutet ja nicht nur, dass man im Rollstuhl sitzt oder einen Rollator vor sich herschieben muss. Genauso wenig wie den Anforderungen, die das Auto mit sich brachte, alleine dadurch genüge getan wurde, dass man Straßen und Autobahnen gebaut hat. Zugegeben es wird mit zunehmendem Alter immer wahrscheinlicher, dass man auf einen Rollstuhl oder Rollator angewiesen ist. Aber gibt es nicht viele andere, vielleicht sogar wichtigere Anforderungen, die man beachten muss. Der Bauherr und der Architekt müssen sich vor Augen halten, dass Sie Neuland betreten. Jedes Aufgabenbuch – jeder Leitfaden zu dem Thema stellt eine mehr- oder weniger komplette Auflistung, aus den gerade erst frisch gewonnen Erfahrungen zu dieser Bauaufgabe dar. Es ist also ein gerade erst begonnener Entwicklungsprozess an dem unsere Genration teilnimmt, den Sie maßgeblich mitgestalten kann bzw. muss. Erwarten Sie also keine fertigen Konzepte, die man nur noch adaptieren muss. Es ist wichtig, dass Sie genau überlegen was Ihnen wichtig ist, was Sie auch noch viele Jahre erhalten möchten. Was wird Ihnen in den nächsten Jahren vielleicht wichtig werden, neben der Tatsache, dass Sie sich mit einem Rollstuhl selbständig auf eine Toilette setzten möchten.

Das Ehepaar Schmitz brachte den persönlichen Vorteil mit, dass Sie nicht erst in diesem Lebensstadium das erste Mal ihren unmittelbaren Lebensraum, daher ihr Wohnhaus, mit bestimmen konnten. Sie hatten schon Erfahrungen im Bezug auf wichtige Detailentscheidungen, die Sie in der Vergangenheit getroffen haben, die sich als richtig und gut oder als überbewertete Nebensächlichkeiten auskristallisiert haben. Sie hatten klare Vorstellungen von dem was Sie wollten und was auch sehr wichtig ist, von dem was Sie auf keinen Fall wollten. Diese klaren Vorstellungen haben Sie uns nicht in Form von Räumen, Bildern oder bestimmten Materialien vorgegeben. Es waren Lebenssituationen die Ihnen wichtig waren, Situationen für die, die Architektur den möglichst optimalen Rahmen schaffen sollte. Situationen der Gegenwart und Situationen die zukünftig entstehen könnten.

Das Haus „S“ sollte als Begegnungsstätte für die Familie dienen. Da die drei Kinder teilweise kurz vor dem Studium, teilweise bereits dabei waren, war es absehbar, dass es Tage geben würde an dem viele Menschen diesen Ort bewohnen würden. Es war aber auch absehbar, dass die Zeitabschnitte in der das EhepaarSchmitz das Haus für sich alleine hätten kontinuierlich zunehmen würden.

Der Anspruch an ein modernes Wohnhaus ist eine offene Wohnlandschaft, wenig Begrenzungen, offene Räume. Viel Glas und damit Licht, wir denken vielleicht an das Farnsworth House von Mies van der Rohe oder an das Glashaus von Philip Johnson.  Auf der anderen Seite suchen wir Privatsphäre, Geborgenheit und Schutz. Dabei denken wir vielleicht an einen italienischen Stadtpalast, mit seinem geschützten Innenhof, seinen nahezu geschlossenen Wänden im Erdgeschoss wie den Palazzo Strozzi. Im Gegensatz zum Stadtpalast, der mitten in der Stadt umzingelt von Gebäuden und Straßen seht und dem idealisierten Ferienhaus, das frei in der Natur steht, bieten heute die meisten Grundstücke für Einfamilienhäuser einen Bauplatz, der beides bietet. Zum Garten hin Freiräume, ansonsten eher umschlossen von Bebauung oder Straßen. Meistens Stadtrandlagen, etwas auf dem Lande, aber nie alleine. Umso wichtiger finden wir es, dass der Innenraum auf den Außenraum reagiert, sich diesem anpasst. Dabei geht es nicht um den Städtebau, es geht um die Anpassung der Innenräume an das unmittelbare Umfeld. Ein bis an die Grenzen des Grundstückes gebautes Haus bringt mehr Fläche, aber manchmal ist weniger Fläche mit mehr Freiraum wertvoller. Wir finden das Haus soll sich erst nach und nach, daher mit dem hineintreten öffnen. Ich möchte frei und offen wohnen, das bedeutet aber nicht, dass ich jedem der vor der Tür steht tiefe Einblicke in mein privates Wohnumfeld geben möchte. Auf der anderen Seite soll der Blick vom Eingang nach außen führen, daher Großzügigkeit und Offenheit vermitteln. Um das zu erreichen muss man vom Standpunkt bewusst Blickachsen öffnen oder eben verschießen. Eine wichtige Grundlage unserer Entwürfe ist daher neben der gewünschten räumlich- funktionalen Verbindung, auch immer eine definierte, festgelegte optische Verbindung. Die Öffnungen bzw. Wandelemente sind auf die Wege durch das Gebäude abgestimmt, Sie definieren Blickachsen entlang dieser Wege. Bestimmte Ausblicke werden gefördert, unerwünschte Einblicke werden verhindert.

Auch das Haus „S“ sollte an einer Stadtrandlage entstehen. Zum Norden eine weitläufige Ackerfläche unmittelbar hinter der Erschließungsstraße, zum Süden ein großzügiger Garten. Im Westen und Osten jeweils Einfamilienhäuser ca. 6 Meter entfernt. Auf dem Lande, aber eben nicht alleine. Der Bauplatz bietet durchaus Ausblicke, die wir nutzen wollten, zusätzlich haben wir großen Wert auf konstruktiven Sonnenschutz gelegt. Wir wollten vermeiden, dass die Ausblickqualitäten gerade bei Sonne, durch Sonneschutz an den Fenstern verstellt werden müssten. So entstand die Idee die Form eines historischen Innenhofes bzw. Patio auf die Umgebung und Anforderungen abgestimmt, neu zu interpretieren. Patios waren als häusliche Mittel- und Treffpunkte konzipiert,  Schauplatz des wirtschaftlichen und sozialen Lebens. Das funktioniert im Süden, in Regionen mit vorzugeweise gutem Wetter, gut. Da wir nicht vor hatten das regionale Wetter zu ignorieren, ist unser Patio zum Garten, daher zum Süden hin offen, aber nach oben, zum Himmel, teilweise geschlossen. Durch die „hochgeklappte“ südliche Außenwand, haben wir den Blick durch den Patio zum Garten geöffnet. Die „hochgeklappte“ Außenwand bildet dabei einen Freisitz und schafft einen konstruktiven Sonnenschutz für die Fenster an der Lounge und am Wohnzimmer. Der Patio ist das zentrale Element des Entwurfes. Er verbindet optisch das Schlafzimmer, die Lounge, das Wohnzimmer, den Garten und das Obergeschoss miteinander. Um gewollte Durchblicke und Ausblicke zuzulassen, unerwünschte Einblicke aber zu vermeiden, haben wir die Fenster auf den Patio und die Blickachsen abgestimmt. Umso weiter man in das Haus hineingeht, umso mehr öffnet sich der Blick, nur ausgewählte Bereiche bleiben verdeckt. Zwischen der Lounge, dem Esszimmer, dem Wohnzimmer und dem Patio bestehen zu jeder Zeit eine Blickverbindung, umso weiter man in das Haus geht, umso breiter wird die Blickachse. Der Blick ins Schlafzimmer bleibt zum Großteil aber verstellt. Vom Schlafzimmer hingegen Einblick in alle Bereiche des Erdgeschosses.

Im Außenraum haben wir drei Bereiche festgelegt, die wir in das räumliche und optische Konzept eibeziehen wollten. Den großzügigen Garten im Süden, eine Frühstücksterrasse im Osten, die durch eine Grenzwand zu einem „Seitenhof“ ausgearbeitet wurde und die Ackerfläche an der Straße vor dem Haus im Norden.

Zum Norden, auf bzw. über die Ackerfläche hinweg haben wir den Blick vom Arbeitszimmer und der Küche jeweils durch ein großes Fenster eröffnet. Die Ackerfläche, durch die Jahreszeiten und den Anbau, ständig im Wandel, ist so in den beiden Bereichen durch das Fenster eingerahmt. Zum Süden öffnen großzügige Fensterelemente den Blick in den Garten. Zum Osten, auf die Frühstücksterrasse, öffnet ein großes bodentiefes Fensterelement den Blick und Zugang vom Esszimmer aus. Das Haus hält zum Osten hin einen Grenzabstand von ca. 4,85 Metern ein, zum Westen nur den Mindestabstand von 3 Metern. Damit haben wir aus der Frühstücksterrasse einen eigenständigen Außenraum generiert. Da an dieser Grundstücksgrenze ein Weg entlangführt, ist hier die Nachbarbebauung auch weiter weg als auf der Westseite. Hier ergibt sich daher ein größerer optischer Freiraum, zusätzlich zu dem größeren Grenzabstand des Gebäudes, durch die vorhandene Situation. Zum Westen haben wir das Schlafzimmer, Ankleide, Bad und Sauna angeordnet. Die introvertierten Bereiche haben wir nur mittels vertikaler Schlitzfenster zur Westseite geöffnet. Insoweit ist hier der Mindestabstand zur Grundstücksgrenze für den Innenraum unschädlich.

Erdgeschoss

Der Eingangsbereich dient als Verteiler und trennt die beiden Wohnungen. Unterhalb der Teppe befindet sich ein großer Einbauschrank. Das Fensterband des Obergeschosses und ein Fenster oberhalb des Treppenpodestes sorgen für eine stimmungsvolle Belichtung. Über eine zweiflügelige Tür gelangt man in die Lounge, deren Sitzbereich durch eine Wandscheibe aus Naturstein gegliedert ist und öffnet den Blick in den Garten.  Große Schiebeelemente ermöglichen im Sommer einen leichten Wechsel zwischen Innen und Außen. Markantes gestalterisches Merkmal sind die filigranen Kreuzstützen aus poliertem Edelstahl, die den freien Grundriss dieses Teilbereichs ermöglichen.Der Wohnbereich ist Teil der offenen Wohnlandschaft und befindet sich am Ende des Gebäudes mit Blick in den Garten und den Patio. Gegliedert wird die Wohnlandschaft durch Wandscheiben und den Kamin, welcher von allen Bereichen aus gesehen werden kann.  Eine Bank aus Sichtbeton, welche um den Kamin führt, dient gleichzeitig als Sitzgelegenheit und als Feuerschutz. Der Bereich Essen bildet die Mitte des Raumensembles aus Kochen, Essen und Wohnen. Ein großes Schiebeelement ermöglicht auch hier einen schnellen Wechsel in den Außenbereich. Die Küche mit ihrer zentralen Kochinsel bietet viel Platz zum Arbeiten und dabei unzählige Ablage- und Verstaumöglichkeiten.  Ein angrenzender Hauswirtschaftsraum, über den die Garage betreten werden kann, ermöglicht flüssige Arbeitsabläufe. Die abgehängte Decke sorgt neben einer stimmungsvollen Belichtung auch für die Entlüftung der Küche. Das großzügige Badezimmer liegt im Westflügel des Gebäudes. Bodentiefe Fensterelemente sowie ein Oberlicht direkt über der Dusche sorgen für viel Tageslicht. Ein Einbauschrank und das Board mit dem Waschbecken bieten ausreichend Stauraum. Die mit Mosaiksteinen eingefasste, freistehende Badewanne gliedert den Raum.

Obergeschoss

Vom Eingangsbereich gelangt man über ein Zwischenpodest in das Obergeschoss, dessen Räume und die Dachterrasse über einen Flur erschlossen werden.  Das Fensterband, das über mehrere Räume entlang der Nordseite führt, bietet die Möglichkeit für den Blick auf die ländliche Umgebung. Hier befinden sich 3 Kinderzimmer, ein Badezimmer und eine Haus- Wirtschaftsraum. Diesen Bereich kann man unkompliziert umbauen und daraus eine eigenständige Wohnung mit einem Wohn- Essbereich, 2 Schlafzimmern einer Küche und einem Bad machen.

Ausstattung / Details

Im gesamten Haus wurde eine Dreifach-Isolierverglasung ausgeführt, welche neben energetischen Vorteilen auch hervorragenden Schallschutz bietet. Die zweischalige Außenwand wurde mit Klinker aus dem letzten aktiven Ringofen Nordrhein-Westfalens gebrannt und besticht durch ihre Form und Farbenvielfalt. In der Treppenwand wurden rahmenlose Einbauleuchten eingebaut. In den Bädern wurden großformatige Fliesen verbaut. Der Eingangsbereich wurde mit Zementfliesen versehen, sonst wurde, bis auf Bäder, Garage und HWR, komplett Eichenparkett (geölt) verlegt.